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web manager2025-12-09 09:00:572025-12-05 11:17:27„No (more) human in the loop?“ – Wie KI Wirtschaft und Gesellschaft neu strukturiert„No (more) human in the loop?“
Wie KI Wirtschaft und Gesellschaft neu strukturiert
9. Dezember 2025 / Redaktion
Die ADV Trends 2025 machten am 19. November bei Cisco Systems Austria deutlich, dass die Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine längst über technische Details hinausgeht und zum zentralen Thema wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Zukunftsfähigkeit geworden ist. Die Veranstaltung öffnete den Blick auf eine Landschaft tiefgreifender Veränderungen, die entstehen, sobald KI Prozesse zunehmend eigenständig erweitert und Einfluss auf Entscheidungen, Kreativität und Interpretationen gewinnt. Zugleich wurde sichtbar, dass die zentralen Herausforderungen weniger im technischen Aufbau der Modelle liegen, sondern vor allem in jenen Strukturen, in denen Organisationen Verantwortung, Vertrauen und Wertschöpfung unter digitalen Rahmenbedingungen neu verankern müssen.
Durch den Nachmittag führten Sindre Wimberger (Stadt Wien), der mit einer Mischung aus Humor und Tiefblick die zahlreichen Teilnehmer:innen durch den Themenbogen leitete, sowie Gerald Berger (Arbeiterkammer Wien), der den zweiten Strang fachkundig und ebenso souverän moderierte.
Autonomie, Verantwortung und die neue Entscheidungslogik der KI-Ökonomie
Der erste inhaltliche Schwerpunkt widmete sich der wachsenden Autonomie von KI-Systemen und der Frage, wie Organisationen Verantwortung in einer zunehmend automatisierten Umgebung verorten. Robin Heilig von Wiener Wohnen prägte diesen Diskurs, indem er verdeutlichte, dass digitale Transformation über Haltung gelingt. Sein Appell an mehr Mut, Ownership und Entscheidungsfreiheit machte sichtbar, dass Governance nur dann Wirkung entfaltet, wenn Organisationen ein Umfeld schaffen, in dem Menschen Verantwortung übernehmen wollen.
Philipp Ebner von ACP Consult ergänzte diese Perspektive aus Sicht verantwortungsvoller KI-Entwicklung: Er zeigte, dass verantwortungsorientierte Modellnutzung nur funktioniert, wenn klare Leitplanken und Entscheidungsprozesse etabliert werden, die sowohl die Qualität der Modelle als auch die Kompetenz der Anwenderinnen und Anwender stärken. Denn KI kann Handlungsspielräume erweitern, aber kein Urteilsvermögen ersetzen.
In diesem Spannungsfeld positionierte Martin Schönbacher von Cisco seinen Beitrag zu Automatisierung und „Code as a Service“. Er machte sichtbar, wie eng technische Effizienz und menschliche Verantwortung miteinander verknüpft sind. Automatisierung schafft Geschwindigkeit und Präzision, verschiebt aber gleichzeitig die Verantwortungsebene von operativen Tätigkeiten hin zu strategischen Entscheidungen. Seine Ausführungen zeigten deutlich, dass moderne Softwareentwicklung nicht in der Eliminierung menschlicher Beteiligung besteht, sondern in ihrer bewussten Neuverteilung: Menschen steuern, priorisieren, wählen aus – KI liefert operative Exzellenz.
Datenqualität, Sicherheit und Vertrauen als Grundwährung der digitalen Wirtschaft
Der zweite Schwerpunkt rückte die Grundlagen einer verlässlichen digitalen Ökonomie in den Mittelpunkt. Christian Koch von NTT DATA verdeutlichte, wie stark KI von robusten Sicherheitsstrukturen abhängt. Er zeigte auf, welche Risiken durch unsichere Modelle, Datenlecks, Schatten-KI oder unkontrollierte Datenflüsse entstehen und warum Unternehmen ohne klare Schutzmechanismen langfristig an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. KI-Infrastruktur ist nur so stabil wie ihre Sicherheitslogik – und diese bedarf kontinuierlicher Prüfung, Überwachung und Weiterentwicklung.
Carina Rogl vom ORF knüpfte daran an und zeigte die gesellschaftliche Dimension dieser Fragestellung. Sie machte sichtbar, wie sehr Medienunternehmen unter dem Druck künstlich erzeugter, verzerrter oder intransparent hergeleiteter Inhalte stehen – und dass mediale Vertrauensbildung künftig nicht über Geschwindigkeit, sondern über geprüfte Datenräume, Transparenz und ein tiefes Verständnis für die Grenzen und Potenziale von LLMs gelingt. In einer Zeit, in der Realität, Meinung und algorithmische Konstruktion immer schwieriger unterscheidbar werden, wird Medienkompetenz zur Grundbedingung demokratischer Stabilität.
Vom Produzieren zum Gestalten: Arbeit, Kreativität und Performance im Wandel
Der dritte Schwerpunkt zeigte die kulturelle, kreative und wirtschaftliche Transformation, die durch KI ausgelöst wird. Zentral war hier der Beitrag von Sindre Wimberger von der Stadt Wien, der einen Ausblick auf KI-Trends 2026 gab. Er zeichnete ein Bild einer Arbeitswelt, in der KI weniger ersetzt als vielmehr neue Rollen schafft: Menschen werden stärker zu Navigator:innen, Kurator:innen und Gestalter:innen, die Sinn, Richtung und Qualitätsstandards definieren, während KI operative, repetitive und analytische Aufgaben beschleunigt.
Michael Neuberger von der FHWien der WKW ergänzte dies durch den Blick auf Talententwicklung und Ausbildung. Er verknüpfte Mindset, Networking und unternehmerische Praxis und zeigte, wie junge Menschen lernen können, mit KI nicht nur produktiver, sondern auch kreativer und unternehmerischer zu arbeiten. Sein Fokus auf Networking, Praxiserfahrung und das Zusammenspiel von Theorie und Anwendung machte deutlich, dass moderne Bildung nicht um KI kreist, sondern durch sie an Relevanz gewinnt.
Über all diese Vorträge hinweg zeigte sich: Arbeit wandelt sich von der reinen Produktion hin zur Gestaltung, Interpretation und Sinngebung. KI verschiebt Leistungslogiken, erweitert kreative Potenziale und macht Raum für jene Kompetenzen frei, die zutiefst menschlich sind.
Die ADV Trends 2025 machten sichtbar, dass die Frage „No (more) human in the loop?“ letztlich eine gesellschaftliche Standortbestimmung ist. KI verändert weniger, ob der Mensch Teil der Schleife bleibt, sondern vielmehr, welche Rolle er künftig einnimmt – als Entscheider, Gestalter, Navigator und Verantwortlicher. Die Zukunft wird durch jene Organisationen geprägt, die Verantwortung, Vertrauen und Kreativität unter digitalen Bedingungen neu ausrichten. Die Veranstaltung hinterließ damit das klare Bild einer Transformation, die nicht aus Technologie entsteht, sondern aus den Entscheidungen, die Menschen über ihren Einsatz treffen.











